Die Liebessprache des Mitgefühls

Ich liebe Dich, weil ich das Gute in Dir sehe!

So in etwa ist die Liebessprache, über die wir heute sprechen wollen motiviert. 

Das Bedürfnis, dass diese Art Liebe stillen möchte, ist das Wachstum des Guten, dass wir in uns selbst entdeckt haben und nun auch in allen anderen Lebewesen sehen können. Die Liebe, die auf den zuvor besprochenen Ebenen, vorrangig von der eignen Bedürftigkeit geprägt war, 

ist nun von Angst befreit und strahlt als nährendes und heilendes Licht für alle.

Wo zuvor persönliches Interesse den Fluss der Liebe gesteuert hat, tritt nun ein ruhiges, dem Leben als Ganzes zugewandtes Licht.

Hier verlassen wir die Welt der Angst um das eigene Überleben, das Streben nach Lustbefriedigung und auch das Reich weltlicher Ziele.

 

Nicht aussen, sondern in mir!

 

Hier beginnt das Reich der bedingungslosen Liebe. Dort, wo sonst die Auseinandersetzung mit Gefahren, Stimmungen, Verletzungen und Schuldzuweisungen, Gier und Gewinnsucht vorherrschte, ist nun ein ruhiges Strahlen zu spüren, dass die Quelle der Liebe nicht als zu eroberndes Gebiet, sondern als die eigene wahre Heimat erkennt. Wir entdecken die Liebe als aus uns selbst hervorgehende Kraft. Zum ersten mal überwiegt unser Geben unserem Nehmen und wir empfinden Freude darin!

 

Das liebende Herz aller Wesen

 

Manchmal missverstehen wir diese Liebe als Dummheit oder Naivität, besonders da, wo jemand "die andere Wange" hinhält. 

Dabei erlebt jeder von Zeit zu Zeit dieses Glück. Oft wenn Katastrophen geschehen, fällt uns auf, wie eng unsere alltägliche Welt ist und wir wachsen über uns hinaus. Tausende Menschen erleben während Überschwemmungen, im Krieg oder auch bei Unfällen, wie ihre Ichbezogenheit von ihnen abfällt und sie, ohne auf den eigenen Vorteil zu achten, ihre Kraft, ihre Zeit und manchmal auch ihr Leben für andere hergeben. Diese Sprache der Liebe ist unterstützend, mitfühlend und heilend.

 

Jahrtausende alter Missbrauch

 

Wir betrachten diese Liebessprache oft mit Misstrauen, nicht zuletzt, weil die Fähigkeit, in ihr zu kommunizieren, so selten ist.

 

Und auch die Erziehung durch die Institutionen der Religionen, die das Praktizieren von Mitgefühl zwar predigen, selten aber selbst konsequent darin sind, hat ein falsches Bild dieser Liebessprache entstehen lassen. "Opfere, was Dir lieb ist, dann kommst Du in den Himmel" ist eine ebenso falsche Logik wie jemandem vorzuschlagen, um reich zu werden müsse er sich eine Villa, ein Boot und einen Sportwagen zulegen, schließlich ist es das, woran man von aussen reiche Leute erkennt.

 

Heilung statt Gewinn

 

So, wie weltlicher Reichtum nicht vom vom den Dingen kommt, die mal als Merkmale des Reichtums betrachtet (sie sind Wirkung und nicht Ursache!), so kommt auch die unterstützende und vom Mangeldenken befreite Liebe nicht vom Verzicht auf die eigenen Ziele: Die Ziele selbst haben sich verwandelt! Wer die Angst vor Ablehnung, vor dem Verlassen und Ausgeschlossen sein aus der "Sippe" überwunden hat, sucht nicht mehr nach Anerkennung, Lustgewinn und Macht, er sucht nach Heilung!

 

Das Ziel hat sich verwandelt!

 

Wir sehen, dass wir durch unsere Gier mehr Schaden anrichten, als uns gefällt und erkennen, dass es für uns schon immer bessere, höhere Ziele gab. Doch solange wir Angst vor dem Tod hatten, haben wir diese höheren Ziele einfach zu hehren Zielen in der Zukunft erklärt. "Später, wenn ich reich und sicher bin, werde ich anderen helfen, werde ich Bio essen, werde ich mich um meine Kinder kümmern, werde ich meditieren...

 

Das ist der Grund, warum so häufig erst dramatische Ereignisse, die uns die Vergänglichkeit alles Weltlichen offenbaren, uns die Augen öffnen.

 

Diese Liebe ist die Liebe des barmherzigen Samariters, den das Elend rührte, es ist die Liebe der Mutter, die sich auf der Flucht anderer Kinder annimmt, obwohl sie schon für sich selbst und ihre Kinder nicht genug zu essen hat. Sie ist ebenso universell wie alle anderen Sprachen der Liebe und wartet darauf benutzt zu werden. Im Gegensatz zu den anderen Liebessprachen, erfüllt sie den Liebenden und den Geliebten immer gleichzeitig. 

 

Vertraue Deinem Herzen und liebe!

 

Heute ist ein wunderbarer Tag, um uns in der Liebessprache des Mitgefühlsder Unterstützung zu üben. Wir können das Leben unterstützen und dabei fühlen, dass wir im Geben selbst wachsen und erblühen. Dazu ist kein Opfer nötig und keine Heuchelei, ganz im Gegenteil: Ich erinnere mich an eine Geschichte von Bhagwan (später Osho):

 

 

Ein Vater geht mit seinem Sohn zum Gottesdienst. Als gottesfürchtiger Mann wollte er  seinen Sohn prüfen und sehen, wie viel Liebe er für Gott und die Kirche hat und als sie durch die Tür gehen gibt er seinem Sohn zwei Münzen, sagen wir ein 1 Cent-Stück und einen Euro. Dann stellte er ihm frei, welche der Münzen er behalten wolle und welche der Kirche spenden. Der Junge liebte seinen Vater und wollte seine Anerkennung, also legte er mit stolzer Geste und zu Zufriedenheit seines Vaters die Euro-Münze in die Spendenschale.

 

Der Priester hatte sich für die Predigt eine Stelle der Bibel vorgenommen, die von der Liebe handelte: "...Denn nur, was von Herzen gegeben ist, ist recht gegeben...". Auf dem Weg aus der Kirche, ging der Junge geradewegs auf die Spendenschale zu, suchte seine Euromünze heraus und legte den Cent hinein. Dem Verstörten Blick seines Vater erwiderte er: "Das kann ich von Herzen geben, das Eurostück nicht!"

 

Liebe, nicht Moral 

 

An diesem Tag hat der Junge die Liebessprache der Unterstützung gelernt! Wenn er später, erwachsen an Leid und Freude mehr zu geben hat, so wird es von Herzen kommen und weder Schamgefühle noch Gefühle der Überlegenheit in sich tragen. 

 

Ich freue mich auf morgen! 

 

Alles Liebe

 

Stephan

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