Liebe: Bereicherung und Erfüllung!

Die Liebessprache über die wir heute sprechen wollen nenne ich Bereicherung und Erfüllung!

Zwar geht es nicht explizit um Reichtum, aber die Essenz dieser Liebessprache ist der Zugewinn an Ressourcen durch den anderen.

 

Das kann sozialer Status, berufliche Aufstiegschancen, ein schönes Geschenk oder eben auch Geld bzw. finanzielle Sicherheit sein.

 

Prüfe Dich Selbst!

 

Bevor Du nun die gesellschaftlich akzeptierte Position einnimmst und dieser Art Liebe ihre Echtheit absprichst, halte inne und frage Dich, warum so wenige Deiner Freunde Penner sind. Der Anteil guter und interessanter Menschen ist unter Pennbrüdern und -Schwestern sicherlich nicht geringer als unter Deinen Freunden Bekannten und Kollegen, und doch spielt der soziale Status all der Menschen, mit denen Du Beziehungen eingehst, und seien sie nur beruflicher Natur, eine entscheidende Rolle.

 

Macht

 

Auf dieser Ebene der Liebe sprechen wir in uns gegenseitig unser Bedürfnis nach Stellung, Macht und Einfluss an. Unser Überleben wird von unserer Fähigkeit, andere zu beeinflussen und Macht ausüben zu können, unterstützt. Wir haben Ziele und Träume, und deren Umsetzung erfordert Zusammenarbeit mit anderen. Also suchen wir uns Menschen aus, die uns bei der Erreichung unserer Ziele dienlich sein können. Das mag berechnend klingen, ist aber eine Realität, und sie wahrnehmen und akzeptieren erhellt nicht nur unser Leben als Ganzes sondern auch Dein persönliches Handeln.

 

Du gibst mir, was ich will, darum liebe ich Dich

 

Die Liebe, die auf Bereicherung beruht, verbindet uns mit Menschen, mit denen wir gemeinsam Projekte verwirklichen, Familien gründen und Geschäfte machen.

Wir fühlen uns zu denen hingezogen, die uns beschenken, belohnen oder einen unbewussten "Mangel" in uns ausgleichen. Als Kinder lieben wir den reichen Onkel mit den tollen Geschenken,  junge Frauen lieben die gute Partie und mittelalte Männer lieben die Jungen Dinger, die ihren ihre Jugend zurückbringen sollen.

 

Von Gier zu Vernunft

 

Diese Liebe bewegt sich von der Gier hin zur Vernunft. Gier, weil wir wichtigere Dinge übersehen könnten aus lauter Gewinnsucht, und Vernunft, weil ein guter Geschäftsmann manchmal doch die bessere Wahl ist als der langjährige aber unzuverlässige Freund, wenn es beispielsweise darum geht, eine Firma zu Gründen. Je ehrlicher wir mit dieser Liebesperspektive umgehen, umso klarer sehen wir die Dinge.

 

Wir sind schließlich erwachsen, sind uns unserer eigenen materiellen und ideellen Werte und Ziele bewusst und streben diese an, mit dem Wissen, dass sie nicht von selber kommen, sondern erworben werden wollen. Auf dieser Ebene sind wir liebenswert, wenn wir anderen besorgen, wonach sie streben. Und wir lieben andere, weil sie uns geben, was wir haben möchten!

 

Falsch verstandene Kulturkritik

 

Vorsicht: Ich erwähnte schon zu Anfang, dass wir diese Art Liebe nicht gerne Liebe nennen. Schließlich leben wir in sehr materiellen Zeiten und materielle Ziele scheinen der Grund für sehr viel Elend auf der Welt zu sein.

 

Betrachte als Gedankenspiel das Thema "Bereicherung und Erfüllung" aus der Perspektive, sagen wir, eines wirklich armen Tagelöhners in Indien, und nicht aus der eines satten Europäers. Wären nicht ein Arbeitgeber, der besser bezahlt, eine Frau, die etwas geerbt hat und Freunde, die Beziehungen haben, sehr erstrebenswerte Ziele, wenn das ganze Leben sich ums Überleben dreht?

 

Ich war im Herbst in Ghana, Westafrika, um meinen Vater zu besuchen. Als das Vorzeige-Entwicklungsland der Region geht es Ghana vergleichsweise gut. Niemand hungert, es gibt keine Bürgerkriege und bei Wahlen gibt es meist keine oder nur wenige Tote. Aus unserer westlichen Sicht aber herrscht ein fast hysterischer Drang hin zu mehr Reichtum. Die Landflucht  erdrückt die Grossstädte, die vor armen aber arbeitswilligen Menschen überquellen.

 

Sie lieben den Erfolg und bewundern den Reichtum, weil sie ihn "von unten" her sehen, und nicht wie wir Westler von "innen". Wir wissen als ganze Kultur um die Ergebnisse unseres Wohlstandstrebens, dennoch prägt es nach wie vor die Handlungen der meisten Menschen, ich schließe mich da nicht aus. Wir lieben es, satt zu sein, bewundert zu werden und lieben den Status, den wir haben. Bereicherung und Erfüllung zu lieben ist nur allzu natürlich und menschlich - und damit auch gut. 

 

Vielleicht ist dies ein haariges Thema, und vielleicht fällt es Dir heute besonders schwer, diese Liebessprache zu erspüren. 

Verwende bitte gerade deswegen einen Teil Deiner Zeit darauf, Dich selbst und Deine Mitmenschen zu beobachten:

  • Kannst Du fühlen, wo und wann diese Art Liebe deine Handlungen bestimmt? 
  • Strebst Du Deine Ziele bewusst an und wählst die richtigen Beziehungen, um Deine Projekte erfolgreich umzusetzen?
  • Erkennst Du, wie Du selbst auf dieser Ebene liebst?
  • Kannst Du sehen, wie sehr diese Form der Liebe Dich für andere interessant macht (oder eben nicht)?
  • Kannst Du dazu stehen, dass auch Du diese Liebessprache sprichst?

 

Ich freue mich auf morgen! 

 

Alles Liebe

 

Stephan